Cala meint
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Hals über Kopf: Schnellstart in meinen veganen Selbstversuch

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Hals über Kopf bin ich am Donnerstag in mein veganes Experiment gestartet.
Da aus verschiedenen Gründen eine Darmreinigung notwendig war, habe ich diesen Startschuss zum Anlass genommen, nun doch ein paar Tage früher als geplant in die angekündigte vegane Phase zu gehen. So gründlich „durchgeputzt“ hätte es wenig Sinn gemacht, nicht auch gleich durchzustarten. Viele Ernährungskonzepte empfehlen ja, vor einer Nahrungsumstellung den Darm zu reinigen. Allerdings sollte man dies meiner Meinung nach immer unter Aufsicht oder Beratung eines Experten (also eines Arztes, Heilpraktikers oder erfahrenen Ernährungsberaters) machen.

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Die Enthaltsamkeit fiel mir gar nicht schwer – insgesamt habe ich 24 Stunden praktisch keine feste Nahrung zu mir genommen, sondern nur Wasser, eine leichte Gemüsebrühe und viel Tee getrunken und dabei den Darm entleert (ich habe mich diesmal für die herkömmliche Methode mit Glaubersalz entschieden, mache sonst solche Darmreinigung aber ausschließlich mit der Colon Hydro Therapie, auf die ich schwöre, weil sie neben der Entleerung noch viel andere positive Effekte hat und auch wesentlich sanfter ist.
Sie ist fester Bestandteil meines Jahresrhythmus.

Nach dem „Hausputz“ bin erst mal ganz vorsichtig gestartet und habe mir mittags lediglich zwei kleine Pellkartoffeln gemacht, die ich mit sehr wenig Salz und einem Esslöffel Olivenöl gewürzt und zu einem leichten Mus verarbeitet habe – ich bin immer wieder erstaunt, wie nach einer Enthaltsamkeit etwas so einfaches so unglaublich lecker sein kann… Am Abend habe ich Reis mit etwas gedünstetem Chicorée gegessen.

Porridge

Seit Freitag esse ich wieder relativ normal, wobei ich von den Mengen her sehr moderat bleibe und jetzt natürlich ausschließlich nicht-tierische Lebensmittel zu mir nehme. Das Frühstück ist überhaupt kein Problem – wir werden beim gewohnten Porridge bleiben, aber natürlich auf Quark, Milch und Joghurt verzichten. Statt dessen gibt es Soja- oder Hafermilch, Nüsse oder Sojajoghurt als Eiweißquelle. Mittags und abens gibt es dann vegane Hauptmahlzeiten – ich habe in der letzten Zeit schon viele Rezepte dokumentiert, die ihr demnächst dann auch hier finden werdet.

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Vielleicht noch mal ein paar Hintergrundinfos und grundsätzliche Dinge zu meinem bzw. unserem veganen Selbstversuch. Boris und ich leben ja schon eine ganze Weile überwiegend vegetarisch mit einem deutlichen Hang zu veganen Gerichten. Die größte Motivation für uns ist das unsägliche Leid, das  durch die Massentierhaltung verursacht wird, ganz zu schweigen von den globalen Auswirkungen der sogenannten „Fleischproduktion“. Aus unserer Sicht ist der Konsum tierischer Produkte – von wenigen Ausnahmen abgesehen – ethisch eigentlich nicht zu vertreten. Am meisten quält mich, dass wir Menschen auf verantwortungslose Weise abgestumpft sind und uns nicht nur ein sehr fragliches Recht herausnehmen, sondern dieses Recht überhaupt nicht mehr hinterfragen – im Gegenteil: in unserer Wegwerfgesellschaft scheinen Gefühle von Mitgefühl und Respekt überhaupt nicht mehr vorzukommen. Für die meisten Menschen scheint es ein irgendwie geartetes „Recht auf Fleisch“ zu geben, für das es scheinbar auch keine Begründung mehr braucht.

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vorm Zaun oder dahinter: was macht den Unterschied aus und wer nimmt sich das Recht darüber zu entscheiden?

Dabei gilt für Milchprodukte – und das sage ich ja immer wieder deutlich – das gleiche wie für Fleisch: abgesehen davon, dass immer öfter und in immer breiteren Kreisen die gesundheitliche Bedenklichkeit thematisiert wird (die vielen Allergien sind wohl nur die Spitze des Eisberges), sind auch diese Lebensmittel mit unsäglichem Leid verbunden. Es gibt keine Milch, wenn dafür nicht auch Tiere getötet werden – denn der Nachwuchs, der unweigerlich notwendig ist, damit ein Tier Milch gibt, ist bei einer Massenproduktion von Milchprodukten nichts weiter als ein Abfallprodukt und wird oft auch entsprechend „entsorgt“. Aber was ist das für ein Denken? Lasst euch nur mal gedanklich auf die Vorstellung ein, es gäbe eine Spezies die uns überlegen ist und sich von Menschenfleisch und menschlichte Milch ernähren würde. Und denkt diesen Gedanken dann mal zu Ende. Nur mal so.

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großartiger Artikel im Wirtschaftsteil (!) der FAZ vom 05. Januar 2014: das Thema aus rein philosophischer Sicht. Online hier.

Boris und ich haben festgestellt, dass viele komplett vegane Gerichte uns so gut schmecken, dass wir Fleisch und tierische Produkte praktisch gar nicht vermissen. Aber komplett vegan leben? Das können wir uns (im Moment jedenfalls) trotzdem nicht wirklich vorstellen. Boris liebt Käse, ich esse sehr gerne ab und zu mal Fisch. Schön wäre – da sind wir uns relativ einig – ein überwiegend veganer Lebensstil mit (sehr) vereinzelten Ausnahmen. Und eine vegane „Auszeit“ – das fanden wir – wäre eben nicht schlecht, um sich die Sache (inkl. der eigenen Vorurteile) mal genauer anzuschauen, die eigenen Ansichten zu überprüfen und auch zu sehen, wie es sich vegan überhaupt so lebt.

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pflanzliches Eiweißquellen sind nicht nur Hülsenfrüchte, Nüsse und Soja, sondern auch bestimmte Pilze, Algen und Sprossen.

 

Umso interessanter war es für mich, dass auch eine liebe Freundin schon lange damit „liebäugelt“, die vegane Ernährung über einen längeren Zeitpunkt auszuprobieren. Bei ihr steckt ein ernsthaftes gesundheitliches Problem dahinter und sie überlegt schon lange, in Absprache mit ihren Ärzten auszuprobieren, ob eine vegane Ernährung eventuell einen positiven Einfluss hat. Aber irgendwie blieb es immer bei der Absichtsbekundung. Irgendwann habe ich gefragt, ob es ihr leichter fallen würde, wenn ich sie ein Stück begleite, eine Weile mitmache und ihr beim Einstieg helfe. Und so kam es zu der Idee, das Experiment auch im Blog zum Thema zu machen. Nicht zuletzt werde ich auch ganz oft von Lesern auf das Thema angesprochen, die ihre Ernährung umstellen möchten und Anregungen suchen.

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Was mir sehr wichtig ist: In Bezug auf eine vegane Ernährung ist aus meiner Sicht neben der Herausforderung einer ausreichenden Zufuhr hochwertiger Proteine u.a. die Versorgung mit Vitamine entscheidend. Allen voran das essentielle Vitamin B12, das über eine rein pflanzliche Ernährung definitiv nicht in ausreichender Menge zugeführt werden kann. Ich habe bereits einen nachgewiesenen Vitamin B-Mangel und bin deswegen auch in ärztlicher Behandlung. Und damit kein Einzelfall: dieses Problem vereint sämtliche Vegetarier und Veganer und ist ohne entsprechende Substitution praktisch nicht in den Griff zu bekommen. Jede seriöse Publikation in dieser Richtung wird diesen Punkt deshalb auch thematisieren. Jedem, der sich vegan oder vegetarisch ernährt, sei daher dringend empfohlen, die Versorgung mit Vitamin B12 regelmäßig überprüfen zu lassen. Wobei ich festgestellt habe, dass selbst viele Ärzte nicht wissen, dass es nicht ausreicht, den Vitamin-B12-Spiegel im Blut zu bestimmen. Aussagekräftig ist aber die Bestimmung des sogenannten Methymalonsäurespiegels im Urin, weil dieser ansteigt, wenn nicht genug Vitamin B12 zum Abbau zur Verfügung steht. Wen das Thema interessiert, findet z.B. hier mehr Informationen dazu. (http://www.medicalforum.ch/pdf/pdf_d/2008/2008-43/2008-43-182.PDF)

Auch andere Vitamine, wie Eisen und Vitamin D lasse ich regelmäßig überprüfen. Sie hängen zwar nicht per se ausschließlich mit der (vegetarischen oder veganen) Ernährung zusammen, sind aber ebenfalls essentiell und daher wert, im Blick behalten zu werden.

profil
Aber zurück zu meinem Selbstversuch und zu der Frage, was ich wissen will und was  ich mir von 4 Wochen veganer Ernährung verspreche:

– Vermisse ich etwas, wenn ich vegan lebe? Wenn ja, was?
– Fühle ich mich körperlich besser?
– Fühle ich mich psychisch besser, weil ich mich ethisch korrekter verhalte?
– Gelingt es mir, mich abwechslungsreich, gesund und mit Freude zu ernähren, wenn ich     tierische Produkte komplett weglasse?
– Leidet meine Lebensqualität unter dem Diktat der veganen Ernährung?

Boris hat sich übrigens sofort freiwillig ebenfalls auf das Experiment eingelassen und freut sich sehr darauf. Für ihn wird die größte Herausforderung sein, sich auch fürs Büro mit veganen Alternativen einzudecken und wirklich konsequent zu bleiben. Kuchen und Gebäck sind ein großes Thema für ihn und natürlich der Käse, den er vermutlich vermissen wird. Aber wir werden sehen.

Und das Ziel?

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When nothing is sure, everything is possible. (Margaret Drabble)

Per se haben wir eigentlich nicht vor, dauerhaft komplett vegan zu leben. Wohl aber würden wir gerne so weit wie möglich weg von tierischen Produkten. Ein sehr guter Kompromiss für mich wäre eine z.B. eine konsequent vegane Ernährung, die aber ab und zu Eier und Fisch zulässt. Außerdem sollten Ausnahmen (z.B. im Urlaub oder im Restaurant) möglich sein, denn ich möchte meine Lebensfreude und Lebensqualität nicht dauerhaft von strengen Ernährungsregeln eingeschränkt wissen. Aber jetzt geht es erst mal darum, 4 Wochen konsequent zu sein, um wirklich Erfahrungen zu sammeln. Und vieleicht sieht das Ziel dann ja auch ganz anders aus – ich halte euch auf dem laufenden!

In diesem Sinne viele liebe Grüße
eure
Cala

 

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