Im letzten Jahr haben Boris und ich die Weihnachtszeit als sehr „flüchtig“ empfunden: ruck-zuck war der Zauber vorbei und wir hatten uns eigentlich kaum Zeit genommen, zu genießen und auch mal innezuhalten. Dieses Jahr haben wir uns vorgenommen, es anderes zu machen und bewusst Oasen zu schaffen.
Ein Teil dieses Projektes war unser Vorhaben, an den Andventswochenenden Plätzchen zu backen, was wir – gefühlt – eine Ewigkeit nicht mehr getan haben.
Die Regeln: Jeder ist für eine Sorte verantwortlich (Zutaten einkaufen, Teig vorbereiten, backen) – entweder ein altes Familienrezept oder etwas, das man gerne ausprobieren möchte.
Bevor ich euch die Rezepte verrate und Bilder poste, schon mal ein kleines Fazit.
Es ist zweifelsohne schön, innezuhalten, Weihnachtsmusik anzumachen und sich ein paar Stunden mit voller Konzentration dem Plätzchenbacken hinzugeben. Es ist meditativ, tut gut und es macht Spaß sein Werk später zu bewundern.
Außerdem sind auf diese Weise schöne Geschenke für liebe Menschen entstanden, die man nicht mit Geld kaufen kann, weil Zeit und Hingabe nicht bezahlbar sind.
Aber: Ich hatte eigentlich schon nach dem ersten Backabend so ziemlich genug… Diese Berge von Plätzchen, die da entstehen, sind für mich wirklich herausfordernd: Zu viel genaschter Teig, zuviel Zucker, zuviel Butter, zuviel Mehl. Obwohl ich de facto sicherlich viel weniger genascht habe, als ich denke, fühlt es sich für mich überhaupt nicht stimmig an, solche Mengen an ungesunden Süßigkeiten zu produzieren und auch solche gewaltigen Mengen an Butter, Zucker und Mehl zu verarbeiten.
Aber das war mein Part. Boris hat damit weniger Probleme und kann das auch mehr genießen. Er ist in solchen Dingen auch geduldiger als ich und wenn er um zehn noch in der Küche steht und seine Plätzchen backt, wird er nicht grantig (ich schon)…
Jetzt aber zum „Inhalt“:
Bei mir standen zwei ganz traditionelle Rezepte auf dem Plan, beide Erinnerungen aus meiner Kindheit: Buttergebäck nach Omas Rezept und Vanillekipferl wurden bei uns daheim in der Weihnachtszeit immer gebacken, sorgfältig in Dosen aufbewahrt und sehr dosiert „genascht“. Besonders für ihre Vanillikipferl ist meine Mutter „berühmt“ und ich habe immer mal wieder versucht, sie genauso hinzubekommen, aber ihr wisst, ja wie das ist: Meine sind natürlich nicht genauso so geworden wie ihre. Aber trotzdem toll 🙂
Boris hat zuerst Pfefferkuchen gemacht – ein Rezept aus seiner Kindheit. Pfefferkuchen wurden bei ihm zu Hause traditionell in großen Mengen am Anfang der Adventszeit von seinem Vater gebacken. Die nach dem Backen erst mal harten Plätzchen müssen in Dosen „reifen“, bis sie weich werden. Boris zweites Rezept stammt aus der Zeitschrift Efilee – hier hat eine Köchin mit den Frauen eines Flüchtlingslagers gebacken und sich deren traditionelle Rezepte zeigen lassen. Wir fanden die Idee ganz großartig und Boris hat sich die „Wüstenziegel“ als Backwunsch rausgesucht.
Unsere Rezepte findet ihr unten ich wünsche euch viel Spaß beim Ausprobieren. Ich habe die Rezepte so übernommen, wie sie in unseren Familien überliefert sind – auch wir mussten an manchen Stellen (z.B. bei den Temperaturangaben) improvisieren…
Lasst mir gerne mal eure Gedanken zum Plätzchenbacken da und postet gerne in den kommentaren auch eure eigenen Lieblingsrezepte – ich bin sehr gespannt…
Buttergebäck nach dem Rezept meiner Großmutter
(„Mamus Weihnachtskekse“)
Zutaten
350 g Butter
1 Ei
5 Esslöffel Zucker
300 g Mehl
3 Esslöffel Kartoffelmehl
eine Messerspitze Hirschhornsalz
Butter mit Ei und Zucker schaumig rühren. Mehl, Kartoffelmehl und Hirschhornsalz dazugeben. Durchneten. Teig kalt stellen (am besten mindestens über Nacht). Am nächsten Tag den Teig ausrollen und Formen ausstechen. Bei mittlerer Hitze (ich habe 175° gewählt) backen.
Mit diesem Teig habe ich auch marmeladengefüllten Sterne (siehe Foto oben). Sterne ausstechen, aus der Hälfte der Sterne vor dem Backen in der Mitte ein Loch ausstechen. Direkt nach dem Bachen die Sterne ohne Loch mit Marmelade bestreichen (ich habe Aprikosenmarmelade genommen) und einen Stern mit Loch aufsetzen. Mit Puderzucker bestäuben und gut trockenen lassen.
Vanillekipferl nach unserem Familienrezept
Zutaten
250 g Weizenmehl
220 g Butter
100 g gemahlene Mandeln
70 g Zucker
Vanillezucker
Zubereitung
„Die Zutaten gut verbröselt zu einem Teig ankneten. Aus diesem Teig kleine Kipferl formen, auf das Blech legen und bei stärkerer Hitze backen.“ (ich habe 220° gewählt) „Vanillekipferl sollen licht gebacken sein, dürfen nicht braun werden. Aus dem Rohr herausnehmen und sofort ganz vorsichtig in Vanillezucker wenden.“
Achtung: Man muss die Kipferl unbedingt noch heiß im Vanillezucker wenden, weil sonst der Zucker nicht haftet. Andererseits sind die frisch gebackenen Kipfels extrem empfindlich – mir ist das „Wendemanöver“ nicht gelungen und ich habe sie dann einfach auf dem Blech mit einer im Blithacker pluverisierten Mischung aus Zucker und Vanillepulver bestäubt
Schlesische Pfefferkuchen
Zutaten:
250 g Weizenmehl
250 g Roggenmehl
150 g Honig
150 g Zuckerrübensirup
75 g Butter
1 Ei
5 g Pottasche
5 g Hirschhornsalz
1 Päckchen Lebkuchengewürz, gemahlen
Die Pfefferkuchen nach dem Auskühlen in eine gut schließende Dose geben und einige Tage ruhen lassen. Sie werden dann erst weich.
Wüstenziegel
Die „Wüstenziegel“ werden mit einer Dattelfüllung zubereitet – ich finde sie einmalig lecker.
Das Rezept stammt aus der Zeitschrift Effilee (Heft Nr. 50, Herbst 2019) – ihr findet es hier.
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