Cala meint
Schreibe einen Kommentar

Überall Eier. Wie viele sind (noch) gesund und wem soll man jetzt noch glauben?

Nachdem ich damit aufgewachsen bin, dass zu viele Eier schädlich sind und sich negativ auf den Cholesterin-Spiegel auswirken, wurde das Ei in den letzten Jahren rehabilitiert: Alles Quatsch mit der Erhöhung des Cholesterins durch das Ei, hieß es, und freie Fahrt für den hemmungslosen Ei-Konsum. Entsprechend gern und sorglos werden Eier und Eiergrichte  konsumiert. 235 Eier aß der Durchschnitts-Deutsche im Jahr 2018, Tendenz kontinuierlich steigend. Das sind fast 5 Eier pro Woche…

Jetzt sorgt eine neue, großangelgte Metastudie aus den USA für viel Aufregung. Denn die findet nun angeblich wieder einen  eindeutigen (?) Zusammenhang zwischen Ei-Konsum und dem Anstieg des LDL-Cholesterins und warnt vor zuviel Ei in der Ernährung.

Tauchen solche Studien auf, werde ich als Ernährungsberaterin natürlich hellhörig und auch ein bisschen nervös und hinterfrage das gründlich. Ich schaue mir die Studien an, lese aber auch die Stellungnahmen meiner Netzwerke und sehe mir die Diskussionen in medizinische Portalen an. Denn schließlich empfehle auch ich meinen Klienten, Eier zu essen und baue sie auch selber regelmäßig in meinen Speiseplan ein.

Eier werden vom Menschen – weil sie so leicht zugänglich sind – schon immer gegessen und ich habe sie deshalb auch während meiner Ausbildung als positives „artgerechtes“ Lebensmittel kennengelernt, dass gegenüber anderen tierischen Lebensmitteln – wie Milch oder Fleisch – überweigend positive Eigenschaften hat.

Wie ist also meine Meinung zur Cholesterin-Frage und zur aktuellen Studie?

Ich versuche hier einmal zusammenfassen, was ich aktuell zu dem Thema denke.

Warum (Ernährungs-)Studien leider immer kritisch gesehen werden (müssen)

Genereller Schwachpunkt von Ernährungsstudien wie der genannten ist immer, dass man meistens nicht so genau weiß, ob das als Ursache propagierte Lebensmittel (Ei) denn auch tatsächlich in EINDEUTIGEM Wirkzusammenhang zu den ermittelten Folgen steht (Herz-/Kreislaufkrankheiten, frühzeitger Tod, Erhöhung des Cholesterinspiegels). Kritiker stellen zum Beispiel sofort die Frage, was die untersuchten Pobanden neben Eiern noch so gegessen haben, wie ihre sonstigen Lebensumstände sind und welche anderen Faktoren (neben dem Ei) womöglich zur höheren Mortalität bzw. zu vermehrten Erkrankungen gefüht haben könnten. Jemand der „täglich mindestens 2 Eier“ isst, kann dies ja sowohl im Rahmen einer ansonsten (weitgehend) gesunden Ernährung tun, aber auch im Rahmen des typisch amerikanischen Frühstücks mit ordentlich viel gebratenem Speck. Auch Fragen nach dem Bewegungsverhalten und anderen gesundheitsrelvanten Merkmalen wären hier wichtig.
Es macht deshalb immer Sinn, solche „Erkenntnisse“ (Ursache – Wirkung) auch noch einmal logisch zu druchdenken, bevor man Schlüsse zieht.

Zunächst das Ei. Was ist außer viel Cholesterin denn drin im Ei?

Um es vorweg zu nehmen: Ich persönlich halte Ei nach wie vor für ein gesundes Lebensmittel und es ist ein fester Bestandteil meiner Ernährung. Allerdings: Ich bin generell niemand, der zu Extremen neigt. Ich esse vielleicht 3, höchstens vier Eier in der Woche. Und in Ausnahmefällen können es dann auch mal mehr oder weniger sein.

Was ist so positiv am Ei? Eier enthalten reichlich Vitamine (A, B2, B12, D und Folsäure), außerdem  Phosphor, Selen, Eisen, Zink und Cholin. Sie sind daher eine gute Quelle für eine Vielzahl gesunder Nährstoffe, außerdem natürlich gute Proteinlieferanten.

Allerdings: Eier enthalten – wie andere tierische Lebensmittel auch – tatsächlich viel Cholesterin  (etwa 200 mg Cholesterin pro Ei).

Was ist Cholesterin?

Cholesterin ist eine Fettsubstanz in unserem Körper und hat mehrere Funktionen:

• Cholesterin ist Grundbestandteil unserer Geschlechtshormone und des Hormons Cortisol
• Cholesterin wird zum Aufbau unserer Zellmembranen benötigt
• Vitamin D wird aus Cholesterin gebildet
• Cholesterin wird zur Bildung von Gallensäuresalzen benötigt
• Cholesterin ist eine Reparatursubstanz im Immunsystem. Im Schadensfall wird Cholestein kurzzeitig lokal aktiv, um Bakterien, Viren und Toxine zu neutralisieren.

Und was sind jetzt LDL und HDL?

LDL und HDL sind sogenannten Lipoproteine, die Cholesterin im Blutkreislauf transportieren.
 Beide erfüllen wichtige Aufgaben im Cholesterinhaushalt.
LDL enthält viel Cholesterin und transportiert es von der Leber zu den Geweben und Zellen. HDL transportiert übriggebliebnes Cholesterin wieder zurück zur Leber. Hier wird es zur Bildung von Gallensäuresalzen verwendet.

Was wichtig ist: Auch der Körper produziert Cholesterin in der Leber. Diese  körpereigene Produktion richtet sich nach der Nahrungsaufnahme: wird mehr Cholesterin über die Nahrung aufgenommen, bildet die Leber selbst automatisch weniger Cholesterin und umgekehrt.

Wann treten erhöhte LDL-Spiegel auf?
Langfristig erhöhte LDL-Blutwerte kommen zum Beispiel bei (übermäßigem) Stress und/oder bei einer Vergiftung durch Endotoxine vor. Der erhöhte LDL-Spiegel dient dann der Bildung von Cortisol oder der Bekämpfung der Endotoxine. Evolutionär geht es hier immer um kurzzeitige akute Situationen und es ist eigentlich nicht vorgesehen, dass höhere LDL-Konzentrationen über längere Zeit im Blut zu finden sind.

Wann ist ein erhöhrter LDL-Wert schädlich?
Ein länger andauernder erhöhter LDL-Wert im Blut kann zu Atherosklerose (Adernverkalkung) führen. Die Voraussetzung ist jedoch eine bereits vorliegende Schädigung der Blutgefäße. Schäden an den Blutgefäßen entstehen z.B. dann, wenn die Nahrung zu wenige Antioxidantien enthält (insbesondere Vitamin E, enthlaten z.B. in Pflanzenölen, Fisch oder Nüssen), um die Oxidation von LDL zu verhindern (LDL ist sehr anfällig für Oxidation) und keine ausreichenden Mengen der schwefelhaltigen Aminosäure Methionin (z.B. im Mandeln, Cashewnüssen, Fisch, Huhn) aufgenommen werden. Eine zu gering Aufnahme der Vitamine B6, B12 und Folsäure führt (durch erhöhte Homocysteinwerte) ebenfalls zu einer Schädigung der Gefäße. Und nicht zuletzt schädigt eine zu zuckerhaltige Ernährung die Gefäßwände.

LDL enthält eine relativ große Menge an Fett. Daduch haftet es leicht an der Wand von „rauen“ Blutgefäßen, wenn diese beschädigt sind (an glatten Gefäßinnenwänden bleibt LDL nicht haften). Dort kann es oxidieren, was eine Entzündungsreaktion hervorruft und letztendlich zu Atherosklerose führt.

Die Studie und das Ei

Zurück zur Studie und zum Ei. Wie war besagte Studie aufgebaut? Es wurden 29.615 Personen aus sechs Kohortenstudien zusammengefasst. Eine Kohortenstudie hat das Ziel, einen Zusammenhang zwischen einer oder mehreren Expositionen und dem Auftreten einer Krankheit aufzudecken. Durchschnittlich wurden die Probanden 17,5 Jahre lang begleitet. Untersucht wurden die Ernährungsgewohnheiten und während dieser Zeit auftretende Erkrankungen.

Die Studie gelangt zu dem Schluss, dass jede weiteren 300 mg Cholesterin aus der Nahrung mit einem höheren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen assoziiert waren (17-18 %). Der Verzehr von drei oder vier zusätzlichen Eiern pro Woche führt zu einem Anstieg von 6 %.

Die Kritik an der Studie:
Neben den eingangs bereits genannten kritisch zu sehenden Kriterien (Begleitumstände zum Eikonsum) werden an der Studie – bzw. an den daraus gezogenen Schlussfolgerungen – folgende Punkte kritisiert:

– Es gibt einen Widerspruch zu anderen (ähnlichen) Studien, die zu anderen Ergebnissen führen.
– Grundsätzlich wird ohnehin ständig diskutiert, ob ein erhöhrte Cholesterinspiegel tatsächlich auf ein erhöhtes Cholesterin aus der Nahrung zurückzuführen ist (siehe Ausführungen zum Cholesterin). Anders ausgedrückt: Die Studie folgert zwar, dass ein (höherer) Ei-Konsum zu einem Anstieg des LDL-Cholesterins im Blut führt, der genaue Wirkzusammenhang ist hier aber (noch) nicht ersichtlich und mit dem Stoffwechsel auch nicht zwingend logisch erklärbar.
– Die Behauptung, dass erhöhte Cholesterinwerte zwangsläufig zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen, ist ebnfalls nach wie vor nicht erwiesen (siehe meine Ausführungen oben).

Wie ist also mein Fazit?

Ich werde weiterhin Eier essen, fühle mich jedoch – wie immer – darin bestätigt, Extreme in der Ernährung zu vermeiden. Da die Leber die Produktion von Cholesterin reguliert, ist es für mich weiterhin fraglich, ob die aus der Nahrung aufgenommene Cholesterin-Menge wirklich relevant ist, zumal ich in der Praxis auch immer wieder Menschen sehe, die sich zwar tendentiell cholesterinarm ernähren (z.B. Veganer), die aber trotzdem erhöhrte Cholesterinwerte haben. Dazu kommt – wie oben beschrieben – die Frage, ob ein hoher Cholesterin-Spiegel generell ein Nachteil ist oder ob nicht ganz andere Faktoren erst zu den negativen Folgen führen.

Wichtig für die Herz-Kreislauf-Gesundheit ist es, dass die Nahrung ausreichend Vitamin E (z.B. in Nüssen, Pflanzenölen), Methionin (z.B. in Fisch, grünem Gemüse) und die Vitamine B6, B12 und Folsäure enthält. Interessanterweise enthalten Eier selbst übrigens viele der notwendigen Nährstoffe, um die Blutgefäße gesund zu halten…

Negativ für die Blutgefäße sind hingegen schnelle Kohlenhydrate (Zucker, stärkehaltige Lebensmittel).

Diese Art der Ernährung entspricht der darmfreundlichen Ernährung, für die ich mich persönlich entschieden habe und nach deren Richtlinien ich selber lebe (hier).

Außerdem ist natürlich die Regulation von Stress und gesunde Bewegung enorm wichtig.
Beide Faktoren spielen deshalb auch in meiner Beratungspraxis eine wichtige Rolle.

Quellen meiner Recherchen: www.bonusan.de, www.dock-check.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.