Cala meint, Rezepte
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Noch ein Almbesuch, viele Kühe, ein ungewöhnlicher Käse und ein neues Rezept für eine Brotsuppe


Natürlich möchte ich meinen Urlaubs-Nachbericht noch ein bisschen fortsetzen, auch wenn es sich hinzieht, ihr merkt es. Im Moment stehen einfach so viele Dinge gleichzeitig an, dass es überall nur peu à peu vorangeht. Aber letztendlich hetzt mich ja niemand, die einzige, die ungeduldig ist, bin ich selbst…

Es hat sich sehr gelohnt, dass wir uns diesmal im Urlaub an unsere Vorsätze gehalten und Aktivität und Passivität im voraus geplant haben. Dadurch kam weder ein schlechtes Gewissen auf, wenn gefaulenzt wurde, noch haben wir über unsere Aktivitäten stundenlang gegrübelt. Wir hatten uns im Vorfeld genau überlegt, wie wir die Tage gestalten und was wir (wann) machen wollten.

Dazu gehörte in Südtirol auch ein Besuch der Kreuzwiesenalm auf der Lüsner Alm, den wir schon eine ganze Weile machen wollten. Vor allem wollte ich diese Alm besuchen, weil hier Bio-Käse in traditioneller Weise hergestellt (und verkauft) wird. Und natürlich wollte ich wissen, ob wir den Käse für unseren Kochkurs im Oktober beziehen und die Alm dann ggf. auch besuchen können.

Den Ausgangspunkt für diesen Ausflug bildete das beschauliche Dörfchen Lüsen, ziemlich genau zwischen Brixen und Bruneck gelegen und für sich schon ein nettes (wenngleich auch unspektakuläres) Ausflugsziel. Hier haben wir uns erst einmal mächtig verfahren und gelangten auf äußerst abenteuerlichen Wegen und einer langen Fahr bergauf leider nur zum falschen Parkplatz… Es ist bei uns nicht anders als anderswo und wie aus dem Lehrbuch: Bevor Boris fragt, verfährt er sich lieber dreimal. Ich weiß nicht, ob das wirklich typisch männlich ist (sagt man, ja, oder?) bei uns ist es aber definitiv so. Das Navi darf auch nicht immer eingeschaltet werden (abgesehen davon hätte es uns hier auch nicht wirklich geholfen) und dann verfahren wir uns auch schon mal mächtig und alle sind schuld, nur der Fahrer nicht (auf so blöde Ausflugsideen kommt ja schließlich auch immer nur einer bei uns…)

Nachdem wir also mit Hilfe einer Schweizer Wanderin (die im Gegensatz zu uns in Besitz einer vernünftigen Karte war) festgestellt hatten, dass wir auf der komplett falschen Seite des Berges gelandet waren (wie blöd…), war der Rest ganz leicht. Nach der abenteuerlichen Abfahrt war die richtige (und weit weniger abenteuerliche) Auffahrt bald gefunden und der Parkplatz schnell erreicht.

Durch unsere erste Almwanderung das Procedere bereits gewohnt, versuchten wir den Aufstieg zur Alm zunächst über die Steige, waren uns irgendwann aber nicht mehr sicher auf dem richtigen Weg zu sein und entschlossen uns deshalb, auf den offiziellen Wegen weiter zu wandern. Das erwies sich als guter Entschluss, zum einen, weil die Steige – oberhalb derer wir dann liefen und die wir gut sehen konnten – ein steiles Tal durchquerten, zum anderen, weil wir sonst nicht die Bekanntschaft all der netten Kühe gemacht hätten, die auf den Wiesen rund um die Alm grasten oder im Schatten ruhten – und sich sehr für uns vier interessierten.

Wie man sieht, war das Interesse beidseitig 😉

Der Tag war ziemlich heiß so dass wir ganz schön ins Schwitzen kamen und froh waren, die Almhütte schließlich zu erreichen – wir waren deutlich länger unterwegs als prognostiziert und auf den Schildern angegeben – 1,5 Stunden bestimmt.

Nach der Seiser Alm ist der Lüsner Kamm die zweitgrößte Hochalm in Südtirol. Mit mehr als 2000 ha Almwiesen und Weideflächen zählt sie zu den ausgedehntesten Hochebenen der Alpen. Im Sommer wird sie seit Jahrhunderten von den Bauern des Tales  bewirtschaftet. Sie lassen hier seit jeher ihre Tiere weiden und mähen die Wiesen für Winterfutter.

Die Schutzhütte der Kreuzwiesenalm ist um einiges größer als die Karseggalm (erinnert ihr euch an meinen Post?). Ursprünglich 1932 erbaut, wurde sie 2005 erweitert und modernisiert. Hier kann man sogar übernachten und seinen Urlaub verbringen. Die Alm ist  – sofern man eine Fahrgenehmigung hat – auch mit dem Auto zugänglich, was mir insofern gefällt, als dass ich an diejenigen Teilnehmer unseres Kochkurses denke, die vielleicht nicht so gut zu Fuß sind, trotzdem aber die Alm gerne besuchen möchten. Ob das am Ende tatsächlich klappt, müssen wir sehen, aber es ist schon mal gut zu wissen, dass es grundsätzlich möglich ist.

Auf der Kreuzwiesenalm-Alm wird nämlich ein ganz spezieller Käse hergestellt, eine Rarität, die ich gerne zum Kochen benutzen möchte: der Ziggokas, auch Ziggole oder Kasziggo genannt (siehe Titelfoto). Dieser Sauermilchkäse wird aus entrahmter Almrohmilch hergestellt, kegelförmig gedreht und reift 2-3 Wochen. Er ist intensiv im Geschmack, mürb und trocken und wird traditionell mit Almbutter verzehrt. Inzwischen wird er aber auch gern (wie der Hessische Handkäs 😉 ) mit Zwiebeln, Essig und Öl gegessen.

Solche Spezialitäten sind natürlich per se limitiert und die Vorräte gingen auf der Alm gerade zur Neige, so dass ich glücklich war, dass ich die junge Wirtin überreden konnte, mir wenigstens einen kleinen davon zu verkaufen. Was ich damit machen wollte, wusste ich schon…

Aber erst einmal fielen wir über frisches Wasser und die herrlichen Köstlichkeiten her, die in der frischen Bergluft und bei dem großartigen Wetter natürlich noch mal so gut schmeckten. Der Krautsalat war ein Gedicht, der Käse sowieso und die Krönung war dann der Kaiserschmarrn…

Bis die Schwalben im Tiefflug unsere Anny angriffen (so recht haben wir nicht verstanden wieso, hat jemand von euch eine Erklärung dafür?) genossen wir einfach den Tag und das Sein, beobachteten das Treiben rings um uns (allem voran eine große Patchworkfamilie, die offenkundig gerade einen längeren Urlaub hier antrat, was wohl eine größere Herausforderung war…) und weideten uns an dem großartigen Ausblick. Wann hat man schon mal so ein Glück?

Meinen Käse habe ich heil bis nach Deutschland gebracht und zu Hause damit noch mal den Versuch einer „Vinschgauer Brotsuppe“ gestartet. Wir waren total begeistert – das neue Rezept gefällt mir sehr gut und auch Boris fand es toll. Die richtige Inspiration brachte der Schaurhof, wo ich diesmal endlich die „Vinschgauer Schwarzbrotsuppe“ probiert habe (wenn ihr dort seid, müsst ihr sie unbedingt probieren!) Zu Hause habe ich dann rekonstruiert….

Calas Rekonstruktion der
Vinschgauer Schwarzbrotsuppe

 

 

Zutaten für 2 Personen

2 kleine weiße Zwiebeln
200-300g trockenes Brot in mundgerechten Stücken (möglichst gewürzt, siehe Tipp)
ca. ½ l Gemüsebrühe
½ Bund glatte Petersilie
1 Ei
2 Esslöffel sehr harter Käse, möglichst Ziege oder Schaf (z.B. Ziegenfeta)

Zwiebel halbieren und die Schnittflächen ohne Fett in einem Topf anrösten. Zwiebel aus dem Topf nehmen. Gemüsebrühe angießen. Eventuell verbrannte Teile der Zwiebel abschneiden, schälen und in mundgerechte Stücke schneiden. Zweite Zwiebel ebenfalls schälen und in Stücke schneiden. Zwiebeln zur Gemüsebrühe geben. Aufkochen, dann auf kleine Hitze zurückschalten und ca. 20 Minuten köcheln lassen, bis die Zwiebeln weich sind. Inzwischen die Petersilie waschen und hacken. Trockenes Brot in Teller verteilen. Ei vollständig verquirlen. Die Suppe noch einmal aufkochen, damit sie sehr heiß ist. Das Ei in die Suppe geben, dabei weiterschlagen, damit das Ei nicht als ganzes, sondern in kleinen „Flocken“ in der Suppe landet. Suppe auf die Teller verteilen, das Brot sollte sich jetzt mit der Suppe vollsaugen und weich werden. Käse auf die Suppe krümeln und mit Petersilie bestreuen.

Tipp: Idealerweise nimmt man für eine Brotsuppe vollständig getrocknetes Gewürz-Brot (Vinschgauer) – in Südtirol gibt es das fertig zu kaufen. Aber natürlich kann man das Brot auch selber trocknen. Allerdings empfiehlt es sich dann, das Brot bereits vor Trocken in mundgerechte Stücke zu schneiden – wenn das Brot komplett getrocknet ist, ist es meist so hart, dass man es kaum noch zerteilen kann…

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