Cala meint, Rezepte
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Hessen trifft die Steiermark – auch in kulinarischer Hinsicht…

Bevor ich morgen zur Taufe meines Patenkindes nach Westfalen fahre (ich bleibe aber nur bis Sonntag), wollte ich euch gerne noch von unserer nächsten Urlaubsetappe erzählen. Ich habe ja berichtet, dass wir vom Salzuburger Land mit Zwischenstop auf der Karseggalm zum Verwandtenbesuch in die Steiermark gefahren sind (siehe hier), mit der ich viele Kindheitserinnerungen verbinde.

In den letzten Tagen habe ich dann mal ein bisschen in alten Fotos gestöbert. und bin fündig geworden. Auf dem Bild oben könnt ihr Fotos von dem Almurlaub (1978) sehen, von dem ich erzählt habe. Ganz unten bin ich mit einer Cousine, rechts mit einem Cousin zu sehen. Auf dem Bild oben links seht ihr den ganzen Kinderhaufen mit mir in der Mitte.

Auf dem Bild unten seht ihr auf dem mittleren Foto die Tante, die ich immer noch besuche (das Mädel daneben bin ich). Inzwischen ist sie schon über 80 Jahre alt. Mein Onkel lebt leider nicht mehr – er ist derjenige, der immer mit uns durch die Gegend gefahren ist. Auf dem Foto rechts bin ich mit meiner Großmutter zu sehen und auf dem Foto links mit Oma, meiner Mutter, einer Cousine und meinem Bruder.

Ich braucht aber nicht zu glauben, dass ihr jetzt die ganze Verwandschaft kennt – die Familie meiner Mutter ist groß. Ich habe aber eigentlich nur noch Kontakt zu besagter Tante. Die anderen Cousins und Cousinen treffen sich wohl noch ab und zu auf der Alm, aber hier ist der Kontakt komplett abgerissen. Ich habe ein paarmal versucht, das zu reaktivieren, aber leider verlief das immer im Sande. Mittlerweile habe ich es aufgegeben.

Die Dörfer, in denen meine Mutter aufgewachsen und zur Schule gegangen ist, und die ich in meiner Kindheit oft besucht habe, haben sich leider sehr verändert und sind so gut wie ausgestorben, vor allem, seitdem man vor vielen Jahren außerhalb des Ortes ein riesiges Einkaufszentrum gebaut hat. Es ist richtiggehend traurig, durch die Straßen zu wandern und zu sehen, dass fast alles verschwunden ist, das mir mal vertraut war. Für meine Mutter ist das natürlich noch schlimmer und sie fährt inzwischen gar nicht mehr hin.

Ich bin diesmal noch mal sehr bewusst durch den Ort gelaufen und habe Bilder gemacht. Mein Opa war in diesem kleinen Dorf in der Steiermark Arzt und bekannt „wie ein bunter Hund“. Ich glaube, zu der Zeit, als wir noch regelmäßig im Sommer mit meiner Mutter dort hinfuhren, gab es niemandem im Ort, der „den Herrn Primarius“ nicht kannte und der nicht irgendwen in der Familie hatte, den mein Opa irgendwann mal „zusammengeflickt“ hat. Zu der Zeit praktizierte mein Opa nicht mehr, aber er war 1941 in das Dorf gekommen und hat viele, viele Jahre lang als Arzt dort gearbeitet. Und damals  war es noch so, dass ein Arzt (mein Großvater war Chirurg) von der Grippe über den Blinddarm bis zum Hirntumor so ziemlich alles behandelte und operierte hat, was eben anfiel. Entsprechend hatte früher oder später auch jeder mal was mit ihm zu tun. Wer nicht zahlen konnte – und viele Bauern hatten gar kein Geld für eine teure Behandlung – lieferte einfach Naturalien, mein Opa war da sehr entspannt und auch ein leidenschaftlicher Arzt, dem es eher um die Sache an sich ging und der niemals jemanden zurückgewiesen hätte. Auch wegen dieser Bodenständigkeit war er sehr beliebt, zudem sehr gutaussehend und zum Leidwesen meiner Großmutter auch ein Charmeur vor dem Herrn… Heute erinnert grade mal ein Grabstein an ihn und netterweise hat man immerhin auch eine Straße nach ihm benannt (allerdings eine ganz kleine 😉 )

Wenn meine Mutter im Sommer zu Besuch war, und wir durch den Ort liefen, sprachen uns ununterbrochen Leute an („Ja mei, des is ja die Hanni…“) und dann gab es ein großes Hallo und stundenlange Gespräche, bis man sich gegenseitig auf den aktuellen Stand gebracht hatte… Meine Mutter war den ganzen Tag damit beschäftigt, Schulfreundinnen zu besuchen, allerdings blieben wir dann oft bei der Oma… Die war eine hervorragende Köchin und ich bin sicher, dass meine Begeisterung für das Kochen auch etwas mit ihr zu tun hat (wenn die Liebe dazu nicht erblich ist, dann war zumindest ihr Vorbild eine Inspiration). Auf jeden Fall weiß ich noch viele Details und kann mich an ihre Rezepte und ihr Essen sehr gut erinnern (witzigerweise höre ich auch bis heute ihre Stimme ganz deutlich, denn sie war eine wunderbare Erzählerin und ich liebte die Geschichten, die sie von ihrem Leben erzählte und habe viele davon aufgeschrieben…). Um den winzigen Tisch in der Küche quetschten sich jedenfalls manchmal zehn Personen und mehr – irgendwie hat es immer für alle gereicht und man saß bis in die Nacht hinein zusammen.

Morgens hat mich meine Oma oft zum Einkaufen geschickt, ich habe das damals schon geliebt. Die steirischen Begriffe las ich von meinem Einkaufszettel ab und war oft sehr überrascht, was sich dahinter verbarg… Die letzte Station war immer die „Trafik“ am Ende der Grazerstraße, wo ich für alle Verwandten Zigaretten besorgen musste (meine Oma legte Wert darauf, dass bei ihr jeder die Marke bekam, die er am liebsten rauchte…).

Was meine Großmutter kochte, war ein ganz spezielles Gemisch aus dem, was sie in Petersburg und Riga gelernt hatte und diversen steirischen und internationalen Einflüssen. Sie war sehr offen, experimentierte gern und hatte ein gutes Gefühl dafür, was zusammen passt. Für uns Kinder machte sie oft „echte“ Wiener Schnitzel (aus Kalbfleisch natürlich, nicht vom Schwein…) und sie war die Salatkönigin schlechthin. Aus allem Möglichen – Fleisch und Gemüse – zauberte sie herrliche Salate. Ihre große Liebe galt dem Knoblauch, den sie nach einem speziellen Rezept sauer einlegte (Mama, wenn du das liest: gibt es das Rezept eigentlich noch?) und der löffelweise gegessen wurde. Wir stanken alle bestialisch, sobald wir ein paar Tage vor Ort waren… Außerdem liebte sie das steirische Kernöl, das an keinem Blattsalat fehlen durfte (zu diesem Thema demnächst noch mal mehr…).

Jetzt aber zurück zu unserem Urlaub. Kulinarisch haben wir in der Steiermark leider nicht allzu viele neue Entdeckungen gemacht. Was ich ja sehr mag, sind die Tropfenstrudel – den besten habe ich beim „Mooswirt“ gegessen. Überhaupt finde ich den steirischen Topfen ganz toll, davon hatte ich ja schon mal erzählt. Hervorragend (und das war tatsächlich eine Neuentdeckung) fand ich den Bio-Ziegentopfen von hier. Ich habe natürlich auch Topfen mit nach Hause genommen und ihn mit Honig und Blaubeeren zum Frühstück gegessen.

Außerdem habe ich den Topfen mit frisch gemahlenem Mohn gemischt und zu kleinen Kugeln geformt (siehe Foto oben), wie ich es sonst mit dem Ziegenfrischkäse mache. Da der Topfen sehr fest ist, funktioniert das tadellos, ist sehr lecker und gibt ein schönes Dessert oder schmeckt zum Kaffee. Einen Teil der Kugeln habe ich zusätzlich in Kakaopulver gewälzt.

Einen letzter Rest habe ich diese Woche für einen Marillenkuchen verwendet: im Gefriefach hatte ich noch ein bisschen Hefeteig, den ich dünn ausgerollt habe. Den Topfen habe ich mit etwas Creme Fraiche, wenig Zucker und reichlich Zitronenzesten glatt gerührt, auf den Teig gestrichen und darauf die Aprikosenspalten verteilt (40-45 Minuten bei 200° im Backofen).

Steirische Caprese

Boris isst sehr gerne den „Steiererkäse“, der unserem „Handkäs“ ähnelt und er hatte auch die Idee für diese „Steirische Caprese“, die natürlich wunderbar zu diesem Sommerwetter passt (wir hatten sie letzten Sonntag zu Mittagessen):

Zutaten (für 2 Portionen)
Eine große weiße Zwiebel
ca. 120g Steiererkäse oder Handkäs
Kürbiskernöl
Verjus
Kürbiskerne (geröstet und gesalzen)
Flor de Sal oder Falz-Flakes (z.B. Maldon Sea Salt Flakes)

Eine große weiße Zwiebel fein würfeln und auf einem Teller anrichten. Je nach Konsistenz den Käse in Scheiben schneiden oder auf die Zwiebeln bröseln. Mit Kürbiskernöl und Verjus beträufeln. Kürbiskerne in der Küchenmaschine fein hacken. Über den Käse geben, nochmals mit Kürbiskernöl und Verjus beträufeln und mit Flor de Sal oder Falz-Flakes (ich habe die Maldon Sea Salt Flakes benutzt) bestreuen.

Dazu passt  ein kräftiges (am besten gewürztes) Roggenbrot und ein grüner Salat. Den Salat mache ich ebenfalls mit Kürbiskernöl und Verjus an, füge etwas Leinöl dazu und schmecke ihn mit Salz und Pfeffer ab.

Für den „Steirischen Kochkäse“ schmelze ich den Käse vorsichtig in einem Topf und mische ihn mit etwas Joghurt, Schmand oder Sahne. Nachdem der Käse vollständig geschmolzen ist, mische ich fein gehackte geröstete Kürbiskerne und etwas Salz darunter und schmecke den Käse vorsichtig mit Kernöl ab.

Übrigens: Mit dem Verjus könnt ihr auch ein super leckeres und sehr erfrischendes  Sommer-Getränk mischen, das ich diesen Sommer auch auf vielen Getränkekarten gesehen habe: einfach einen Schuss Verjus ins Wasser geben und genießen.
Wer möchte, gibt Eiswürfel dazu.

BIO Verjus Royal, 250 ml

 

Jetzt muss ich mich sputen und meinen Koffer packen, ich nehme morgen schon ganz früh den Zug. Euch wünsche ich ein schönes Wochenende, genießt den Sommer!

Liebe Grüße
Cala

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