Cala meint
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La Bandita 2011 oder: ein Vormittag im Danielas Marmeladen-Paradies

09. Juli 2012

Leider sind wir unfreiwillig ziemlich ausgebremst.

Seni, meine Hündin, ist vorgestern in Il Casale von einem der Hütehunde heftig gebissen worden, musste operiert und genäht werden. Ich kann euch sagen, dass ich in der Landarztpraxis des hiesigen Tierarztes ganz schöne Kämpfe mit mir ausgestanden habe – aber das ist eine andere Geschichte. Tatsache ist, dass wir jetzt erst einmal abwarten müssen, dass Seni sich ein bisschen erholen kann. Ihr dürft uns alle mal die Daumen drücken, dass es jetzt nicht auch noch irgendwelche Komplikationen gibt – ich bin im Moment vorsichtig optimistisch, aber die Wunde muss heilen und sich schließen und vor allem müssen wir unbedingt eine Infektion vermeiden. Das bedeutet auch, das wir unser Ausflugs- und Einkaufsprogramm grundsätzlich modifizieren müssen – es kann immer nur einer von uns weg, der andere bleibt bei den Hunden. Da es hier aber täglich knapp 40 Grad heiß wird, ist das gar nicht so tragisch, wir arrangieren uns. Wichtig ist, dass Seni in Ordnung kommt, das ist im Moment wirklich mein Hauptanliegen. Die meisten von euch wissen ja, wie ich leide, wenn die Hunde etwas haben.

Gestern waren wir eigentlich mit den Falvos von La Bandita verabredet – eine ganz kleine Manufaktur, mit der wir künftig zusammenarbeiten wollen. Die Falvos stellen (neben Wein und Olivenöl) einizgartige Marmeladen und Confitüren her, die vor allem zu Käse hervorragend schmecken.

Ich hatte die Falvos im letzen Jahr besucht und auch einige Muster für den Laden mitgebracht – einige von euch haben mich zwischenzeitlich ja schon mehrfach nach den Konfitüren gefragt. Gestern war Boris dort und hat eine größere Bestellung für den Laden abgeholt. Damit sind wir die ersten (und bisher auch die einzigen), die die Konfitüren von La Bandita in Deutschland vertreiben – wieder ein Mosaikstein mehr.

Nachfolgenden Bericht hatte ich direkt nach meinem Besuch im letzten Jahr geschrieben, aber bisher nicht online gestellt. Jetzt passt es gut, von La Bandita zu berichten – ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen.

„Wenn Sie das heute essen, sind Sie morgen wieder hier“, kommentierte der Verkäufer in der kleinen Enoteca in der Altstadt von Montepulciano ungerührt und ganz trocken meinen bescheidenen Kauf: ein Gläschen Konfitüre aus roten Zwiebeln. Am Tag zuvor hatten wir versucht, die Farm der Familie Falvo zu erreichen, die unter dem Label „La Bandita“ Konfitüren herstellt. Die Anreise war aussichtslos – nach wenigen hundert Metern brachen wir unseren Versuch irgendwo im Niemandsland ab. Schon in Petroia hatte man mit Blick auf unser Auto die Stirn gerunzelt, als wir nach dem Weg zur der abgelegenen Farm fragten.

Frustriert hatte ich Leonardo Falvo per E-Mail von unserem missglückten Versuch eines Besuches berichtet, meinen journalistischen Hintergrund erläutert und Adressen erfragt, um die Produkte käuflich erwerben und testen zu können. Er bot an, einen zweiten Anlauf zu machen – er würde uns an einem geeigneten Treffpunkt abholen lassen.

Trotzdem beschloss ich, nun doch erst einmal zu probieren, was mich erwartete. Wir hatten von San Margarita ohnehin Ziegenkäse für den Abend mitgebracht, wollten dazu das Feigenmus von San Benedetto probieren und ergänzten unser Arrangement also in besagter Enoteca um ein Gläschen „Zwiebelkompott“ von La Bandita. Was soll ich sagen: wir waren hin und weg. Leider hatte der nette Verkäufer in Montepulcina von meiner Begeisterung keinen wirtschaftlichen Nutzen, denn nachdem ich probiert hatte, wusste ich: da muss ich hin, egal wie. Also setzten wir uns wieder mit Seniore Falvo in Verbindung und vereinbarten ein Treffen für den kommenden Sonntag.

Sohn Alessandro holte mich in einem Wäldchen oberhalb der Farm mit dem Jeep ab. Im Winter versagt auch der, erklärt mir Daniela später. Dann ist der kleine Suzzuki-Jeep das einige Fahrzeug, das auf diesen abenteuerlichen Wegen überhaupt noch zuverlässig funktioniert. Den Weg ausbauen oder asphaltieren zu lassen, um die Farm zugänglich zu machen, darüber hat die Familie nachgedacht, ist aber zu dem Schluss gekommen, dass das definitiv zu teuer wäre.

So liegt die Farm der Falvos nahezu unerreichbar – versteckt zwischen Weinstöcken und Wäldern mit einem traumhaften Blick auf die Landschaft der Toskana. Hier hat sich die Familie ein Refugium geschaffen, das seinesgleichen sucht. Leonardo Falvo baut hier Wein an und kann so leben, wie es seinen Bedürfnissen entspricht. „Als wir das Haus gekauft haben, war es fast vollkommen zerstört. Wir haben aber beim Wiederaufbau bewusst darauf geachtet, aus dem Bauernhaus keine Villa zu machen, sondern wollten das Haus so herrichten, wie es ursprünglich gedacht war“, erzählt er mir, während Daniela Marmeladengläschen aufschraubt und Käse, Brot und Wein vorbereitet. Man hat Zeit und man nimmt sich Zeit für mich, freut sich sichtlich über mein Interesse und meinen Besuch – trotz der sonntäglichen Störung und der kurzfristigen Anmeldung.

Zur Marmelade ist die Familie übrigens eher zufällig gekommen: Bis die Weinstöcke so weit waren, dass man in größeren Mengen Wein produzieren konnte, musste schlichtweg Geld verdient werden. Und so haben die geschäftstüchtigen Falvos kurzerhand Danielas Hobby zum Beruf gemacht. „Wenn wir das Geld nicht gebraucht hätten, hätten wir dieses Familiengeheimnis auch gerne für uns  behalten“, lacht Leonardo. Man weiß nicht so genau, ob die Geschichte stimmt, oder sich einfach schön erzählt – so weltabgewandt die Falvos leben, ihr Marketingkonzept ist klug und die Sache mit den Marmeladen hat Hand und Fuß.

Am Tag vor meinem Besuch war jemand wegen der Bio-Zertifizierung da, die jetzt endlich greifen soll, der Antrag läuft bereits seit 2008. Drei Jahre lang müssen die Betriebe nach dem offiziellen Antrag biologische Landwirtschaft nachweisen, bevor sie zertifiziert werden dürfen. Die Falvos sind allerdings skeptisch, ob die Zertifizierung wirklich Sinn machen wird. Schließlich bedeutet das auch, dass die Preise für die Produkte angehoben werden müssen. Denn nicht nur die Zutaten für reine Bio-Produkte wären teurer, auch die Zertifizierung selber kostet – wie in Deutschland auch – eine Menge Geld. Wie bei uns müssen auch in Italien die Betriebe, die Biosiegel führen und auf die Etiketten drucken wollen nicht unerhebliche Gebühren zahlen – Gebühren, von denen dann wiederum z.B. die Kontrollen bezahlt werden, um die Qaulität der Produkte gegenüber dem Verbraucher zu sichern.

Doch zurück zum Danielas Paradies. Angrenzend an das eigentliche Wohnhaus hat die Familie eine kleine, penibelst saubere Gastronomie-Küche angebaut, in der Daniela ihre Marmeladen kocht. Gerne darf ich einen Blick hinein werfen. Auf dem Herd steht ein riesiger Topf – die sympathische Italienerin ist gerade dabei, ihre Konfitüre aus roten Zwiebeln zu kochen. Auf dem Tisch neben dem Herd stehen fein säuberlich aufgereiht schon die Gläschen zur Abfüllung bereit. Bevor Daniela für ein Foto zum Kochlöffel greift, zieht sie Kittel und Häubchen an – Hygiene sei absolut wichtig, erklärt sie und das nehme sie auch sehr ernst. Entsprechend ist auch das angrenzende Lager, in dem die Ware etikettiert und verpackt wird, picobello sauber – ein Vorzeige-Bio-Betrieb, wie man ihn sich nur wünschen kann.

Die Marmeladen sind durchweg köstlich, eine buchstäblich besser als die andere. Ich entscheide mich gegen die Fruchtsorten und probiere mich statt dessen durch das halbe „Gemüsebeet“: Sellerie, rote und gelbe Paprika, Rosmarin – es gibt fast nichts, aus dem Daniela keine Marmelade machen kann und es gibt praktisch keine, die man nicht sofort besitzen möchte.

Vor Ort sind die Produkte von La Bandita in Montepolciano z.B. bei folgenden Adressen zu bekommen:

Consorzio Biologico Toscana Qualità
Via Elio Bernabei, 28 A
Phone: 0578 758220

Enoteca Il Nobile
Via di Gracciano nel Corso, 95
Phone: 0578 757016

Wir haben bei Cala kocht ab sofort folgende Produkte von La Bandita im Sortiment (alle bio-zertifiziert):

Rosmarin-Gelee
Zwiebel-Kompott
gelbes Paprika-Kompott
rotes Paprika-Kompott (scharf)

jeweils in drei Größen: 40g, 106g und 212g

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